Montag, 21. Dezember 2015

Rundreise-Part 2

Nach einer dreistündigen Überfahrten kommen wir auf der Südinsel an. Ich hatte ja gedacht, Waiheke sei das Paradies, aber im Nachhinein betrachtet hatte ich keine Ahnung. Die Südinsel ist wunderschön und fährt man nur eine halbe Stunde hat sich die Natur wieder verändert, bringt einen zum Staunen.
Kurzer Zwischenstop in Nelson, dem sonnigsten Ort Neuseelands, dann kommen wir in Kaiteriteri an. Wir bleiben wieder länger, denn wir wollen den Abel Tasman Walk machen, wieder eine unvergleichliche Erfahrung. 4 Tage lang kein Netz, kein Strom,  kein Geld, aber auch kein Komfort, kein Trinkwasser, geschweigedenn warmes Wasser, keine Wärme in der Nacht, doch die Hitze der Sonne am Tag lässt einen die bittere, an die Existenz gehende Kälte der Nacht vergessen. Lagerfeuer mit Marshmallows, unbeschreibliche Sternenhimmel, bei denen man das Gefühl hat, dem Universum in die Seele sehen zu können, Sonnenaufgang über dem Meer, eine Wanderung durch tropische Wälder von einem Traumstrand mit türkisem Wasser zum anderen, das Gefühl, sein gesamtes Leben mit Essen, Zelt und dem wenigen was man sonst noch so dabei hat auf dem Rücken zu tragen, einfach unvergleichlich. 













Zurückgeht es mit dem Aqua Taxi, das Jetboat ähnliche Gefährt schafft den Weg in einer Stunde, wobei wir noch ein paar Robben zu sehen bekommen.
Zurück in Kaiteriteri bleiben uns noch ein paar Tage Strandurlaub, auch eine Glühwürmchennachtwanderung wird gemacht.





Von Kaiteriteri geht es weiter nach Westport, wo wir Weihnachten mit einem Festessen und Wichteln begehen. Am 25. gibt es Lagerfeuer mit Stockbrot am Strand unter den Sternen.







Mittelerde existiert nicht

-wer hätte das gedacht? Aber im Ernst, das war eine bittere Wahrheit, die es für mich herauszufinden galt. Dabei ist Neuseeland mit einer solchen Natur gesegnet. Sie schreit geradezu danach, in ihr zu verweilen, Abenteuer zu erleben und im besten Falle eins mit ihr zu werden. Stattdessen fühlte ich mich hier manchmal weiter von ihr entfernt als sonst irgendwo. Wie häufig saß ich im Bus, sah all diese Schönheit an mir vorbeiziehen, stellte mir vor, auf jenem Bergkamm dort zu stehen und es zerriss mich fast, wenn mir dieses Ich traurig hinterherwinkte. Aber auch während der verschiedenen Walks und Tracks gibt es meist einen einzigen, klar begrenzten Weg, alle fünf Minuten steht ein Schild, das einem verrät, wie lange man für den Rest des Weges noch brauchen wird, von dieser vorgegebenen Linie abzuweichen ist nahezu unmöglich, sodass eine strikte Trennung zwischen Mensch- und Naturterrain entsteht, der Mensch immer nur gewissermaßen als Gaffer am Zaun steht. Ich weiß nicht an wievielen Orten ich vorbeigekommen bin, von denen ich dachte: hier könnte man verweilen. Aber es tut einfach niemand hier. Niemand macht ein Picknick am Seeufer, geht schwimmen, liegt einfach nur im Gras, spielt meinethalben auch Tennis oder liest ein Buch, ist einfach da. Die meisten Städte mit ihren hübschen Parks durch die ich gekommen bin scheinen wie ausgestorben, Tags wie Nachts, und dasselbe gilt für die Natur.
Vielleicht lässt sich Mittelerde auch nicht erleben, gerade weil soviele Menschen hierherkommen, die danach suchen, wodurch das ganze gewissermaßen "vertourismisiert" wird.
Lasst euch von dieser Kritik nicht irreführen. Mein Stil ist bei den letzten Einträgen vielleicht ein wenig ins Pathetische abgerutscht, das tut mir leid, ich weiß wie anstrengend es ist, sowas zu lesen. Aber wenn er dies tat, dann nur, weil es mir hier tatsächlich so gut gefällt. 
Das ist wohl auch der richtige Zeitpunkt, noch etwas loszuwerden, auch wenn das eigentlich logisch sein sollte: Ich schildere hier nur persönliche Eindrücke, es mag sein, dass jemand anderes Neuseeland ganz anders erlebt und die Wahrheit wiederum irgendwo dazwischen, vielleicht aber auch weit entfernt liegen mag. Soviel dazu. 
Dann kann ich jetzt ja auch anmerken, dass ich mich von Zeit zu Zeit wirklich über die Neuseeländer wundere. Statt das ihnen gemachte Geschenk der Natur zu schützen gehen sie sehr widersprüchlich damit um. Zum einen ist es verboten Dinge einzuführen, die ihrer speziellen Artenvielfalt schaden könnten, Ratten und Opossums werden gnadenlos gejagt und, wie bereits erwähnt, ist es dem Menschen vielerorts nicht erlaubt, die Natur zu betreten. Dann jedoch die andere Seite: Alte Autos, die man hier ja für alles braucht, definitiv nicht wärmeisolierte Häuser ( wobei diese beiden Dinge auch eine Frage des Geldes und der Lebenseinstellung sein mögen, der Neuseeländer an sich scheint ein wenig zum Messitum zu neigen und stört sich nicht daran, in der größten Abstellhalde zu leben), sowie Unmengen an Plastikmüll ( und mit Unmengen meine ich Unmengen und dererlei mehr. Wenn man bedenkt, dass sich das Ozonloch und somit ein unmittelbar mit dem Klimawandel zusammenhängender Faktor hier eindeutig bemerkbar macht, nicht nur in kurzen Sonnenbrandszeiten, sondern auch z.B. im rapiden Schmelzen der Gletscher und diese Gletscher dann alle zehn(!) Minuten mit Helis oder Flugzeugen angeflogen werden um dort Massen an Touristen abzusetzen, für die die Guides sinnlos das Eis zerhacken, damit auch ja das "Gletscherbesteigenfeeling" aufkommt, kann man nur den Kopf schütteln. Über dieses Thema könnte ich mich noch endlos verbreitern, es gehört allerdings letztlich nicht hier her.
Also genug davon, der nächste Eintrag wird mit Sicherheit wieder enthusiastischer.

"There’s some good in this world. And it’s worth fighting for."- Samwise
(Ich weiß, der Satz stammt aus einem anderen Zusammenhang, lässt sich aber auch leidlich gut auf alles andere, in diesem Falle den Umweltschutz, anwenden.)


Rundreise-Part 1

Am Montag startet meine Rundreise mit kiwiexperience, eigentlich bekannt dafür, ein Partybus zu sein.
Unser erstes Ziel führt uns zum Hot Water Beach und ja, der Name ist Programm; nach einem Zwischenstopp bei Coromandel, 
 
einem Ort, an dem u.a. Twilight gedreht wurde, geht es bei leichtem Nieselregen mit Schaufeln bewaffnet zum Strand. Dort graben wir uns unsere eigenen Hotpools, baden direkt am Meer im heißen Wasser.
Am nächsten Tag geht es zeitig weiter, wieder gibt es einen Zwischenstopp. Diesmal handelt es sich um einen Wanderweg durch das Karangahake scenic reserve,
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 wir folgen den Schienen und Tunneln alter Goldminen. Dann geht es auch schon weiter nach Waitomo. Diejenigen, die sich wie ich dazu entschlossen haben, das berühmte Black Water Rafting zu machen, haben wenig Verschnaufpause. Schon geht es los, nach einer kurzen Sicherheitseinweisung und Neopreneinkleidung begeben wir uns in das Höhlensystem. Wir waten durch Wasser, springen von Wasserfällen, lassen uns in Gummiringen durch die absolute Dunkelheit,  die nur von dem dauerhaften Leuchten der tausenden von Glühwürmchen durchbrochen wird, gleiten.
Auch der nächste Tag ist eng geplant. Nach einem kurzen, aber schönem Spaziergang durch das Ruakui reserve stoppen wir in Hobbiton.
Auch ohne die 44 Hobbithöhlen, den Pub und den Dorfplatz wäre das ein wunderschöner Ort, umgeben von ewig gleichen, sanften grünen Hügeln, von Schafen besiedelt. Nach der Ankunft in Rotorua
haben wir noch genügend Zeit, uns die dort vorhandene vulkanische Aktivität, im Einklang mit beißendem Schwefelgeruch, aus nächster Nähe anzusehen, sowie eine  wirklich hübschen Park, erbaut für den Besuch der Queen, der niemals stattfand. Abends beuchem wir die Tamaki Maori Village. Dort führen uns die Eingeborenen in ihre Kultur ein, ein köstliches Hangi ( dank vulkanischer Aktivität gekochte Kartoffeln, Süßkartoffeln, Karotten, Fisch, Lamm, Huhn und danach Pavlova uvm) eingeschlossen.

Aber auch dort verbleibe ich nicht lange. Nach einer kurzen Nacht machen wir uns auf in Richtung Red Wood Forest,
danach sind die Haka Falls dran, bis wir dann in Taupo ankommen. 
Wir haben Glück, der Himmel reißt auf und wir haben die Möglichkeit zum Skydiven, eine einzigartige Erfahrung, wobei ich den Fallschirmteil nach dem Free Fall fast beeindruckender fand.
Auch in Taupo gibt es heiße Quellen und so komme ich zu meinem vermutlich schönsten Schwimmerlebnis hier; Etwa eine dreiviertel Stunde entfernt fließt ein heißer Bach in einen flachen, reißenden, eiskalten aber glasklaren Fluss. 
In Taupo bleibe ich ein paar Tage länger, weil ich unbedingt das Tongariro Crossing machen möchte, was allerdings nur bei besten Wetterbedingungen machbar ist. Schon vorher hat sich als nette Abwechslung zu den üblichen vielen, aber eher oberflächlichen Kontakten eine eingeschworene Gruppe von fünf gebildet, mit der sich die Tage des Wartens wunderbar überbrücken lassen. Das Crossing war das warten definitiv wert. Es wird sicherlich einer einschneidenden Erfahrungen für mich bleiben, diesen riesigen, immer noch aktiven Vulkan bezwungen zu haben, ohne Pfad ging es steiles Vulkangeröll bergauf, wobei man letztlich für jeden Schritt den man tat zwei wieder runterrutschte. Der Rückweg war sogar noch gefährlicher, bis ich den Dreh raus hatte verbrachte ich ihn wohl größtenteils unvermuttelt auf dem Rücken rutschend.
Zu fünft stiegen wir auch wieder in den Bus und weiter ging es nach River Valley. Auf dem Weg dorthin konnte ich noch von einem 5-6m hohen Wasserfall springen.

Auch wenn mir das Herz daber stehen blieb, aus dem eiskalten Wasser zu steigen war ein triumphales Gefühl.
River Valley ist letztlich eine unheimlich tiefe, aber sehr grüne Felsspalte, durch die sich ein flacher, klarer Fluss schlängelt. Für mehr als die Lodge, in der wir übernachten, ist dort unten kein Platz. Hier komme ich zum White Water Rafting. Wieder eine grandiose, adrenalingeladene Erfahrung, durch atemberaubende Natur Stromschnellen mit eigener, bzw vereinter Kraft zu besiegen.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Wellington, einer wunderbar unaufgeregten Stadt, in der man 365 Tage im Jahr ein anderes Café besuchen könnte. 
Von hier startet die Fähre auf die Südinsel, doch das wird ein anderer Eintrag.