Freitag, 12. Februar 2016

Und weiter geht die Reise

Es ist früh am Morgen. Ich stehe mit meinen paar Habseligkeiten am Straßenrand und Strecke den Daumen nach oben. Ich nehme an die vollkommene Ruhe Greymouths hat mich am Ende doch geängstigt. Eine Gruppe Motorradfahrer saust vorbei, einige winken. Dann kommt ein Van mit verdunkelten Scheiben. Er hält hinter mir, man kann erkennen, dass er ein Abtrenngitter besitzt. Zwei große, ganz in Schwarz gekleidete Männer mittleren Alters steigen aus." Whereabouts are you to?" Ich beantworte die Frage mit derselben Gegenfrage. Erstmal Zeit gewinnen. Im Nachhinein haben sich Mike und Andrew als echter Glücksgriff erwiesen. Sie und ihre geführte Gruppe von Motorradfahrern konnten mich in mehreren Tagesetappen mit nach Queenstown nehmen. Dabei entpuppten sich die harten Kerle als sehr interessiert und fürsorglich und boten mir ständig Essen an. Ich muss wohl sehr bemitleidenswert ausgesehen haben.
In Queenstown treffe ich dann meinen Reisegefährten, den ich noch aus Taupo, Wellington und Greymouth kenne. Gemeinsam geht es weiter nach Te Anau, wo wir den Kepler Track in Angriff nehmen. Diese 60 km lange Strecke ist normalerweise für 4-5 Tage gedacht. Wir dagegen legten die 2000 Höhenmeter in 2 Tagen zurück, das allermeiste davon sogar am ersten Tag, wobei wir mit Hilfe des Wassertaxis anfangs ein paar Kilometer übersprangen. Der Track war die Erschöpfung am Ende definitiv wert. Besonders die mehrstündige Wanderung auf einem dieser Gebirgskämme, die sich dort überall wie die langen Finger einer ausgestreckten Hand in die Erde krallen, war atemberaubend, wenn auch nicht ganz ungefährlich, denn bei unheimlich starkem Seitenwind, der natürlich dank Rucksack auch viel Auflage fand, wurde das Ganze wortwörtlich zur Gratwanderung, bei der manchmal nur eine Haaresbreite zum Sturz in den Abgrund fehlte. Als dann auch noch unebene,ungleichmäßige, schmale Treppen ohne Geländer vor uns auftauchten, wäre eigentlich der Zeitpunkt gewesen, um sich in einem der Emergency Shelter zu verkriechen, doch nicht mit uns. Am Zeltplatz angelangt, bietet uns der Tanger einen Platz in der seit Wochen ausgebuchten Hütte an, viele scheinen den Weg heute nicht gemacht zu haben. Aber nun haben wir bereits das Zelt aufgebaut und der angekündigte Regen bleibt noch aus, wieso also umbuchen. Der eine Franzose schläft sogar schon. Er sah auch ziemlich feig aus, als er ankam, was auch nicht verwunderlich ist, denn er fastet momentan. Der nächste Tag führt uns relativ gemütlich durch Regenwald und an einem wunderschönen See entlang. Das gute Wetter lässt nichts von dem Unwetter vermuten, daß in der Nacht geherrscht hat. Zum Glück war unser Zelt regendicht.
Nach ein paar Tagen der Regeneration am wunderschönen Lake Te Anau bei bestem Wetter trampten wir zurück nach Queenstown. Das Trampen erwähne ich nur aus dem Grund, weil uns diesmal Chinesen mitnahmen. Obwohl das Land überflutet zu sein scheint mit asiatischen Reisebussen, besonders zu dieser Zeit um die chinesische Jahreswende, kommt man selten in Kontakt mit ihnen, da sie diesen tunlichst vermeiden. Die Familie, die uns mitnahm war hingegen anders, sehr aufgeschlossen und machte durchaus Lust auf eine Chinarundreise. In Queenstown musste ich dann doch mal den vielgelobten Fergburger probieren, wir hatten Glück/eine gute Uhrzeit erwischt und mussten nur 20 Minuten anstehen und Tatsache, er hielt, was er verspricht. Nächste Station war Dunedin, nach europäischen Maßstäben keine besondere Stadt, doch in Neuseeland herrschen ja bekanntlich andere Verhältnisse. So ist sie zumindest am Meer gelegen, hat einen für die eine effektiv nutzbare Schiene hoffnungslos überdimensionierten Bahnhof, die steilste Straße der Welt und den wohl besten Fish and Chips Laden bislang. Außerdem ist es eine Studentenstadt, was den Wert wohl nochmal um einiges steigert, besonders abends. Von tollen Bibliotheken und Parks fange ich gar nicht erst an, denn hier scheint wirklich jeder Ort, der den Namen Stadt auch nur im Ansatz verdient, bestens damit ausgerüstet zu sein. Mit dem Hostel war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Wir konnten es kaum glauben, als uns Google Maps mitsamt Gepäck gefühlte Ewigkeiten die steilen Straßen hochschickte, allein der Weg zum Supermarkt wurde so zur ordentlichen Aufgabe. Doch die Pavlova, die man dort allabendlich bekam und das Fenster unseres Zimmers, das uns den Blick auf das Feuerwerk zum chinesischen Neujahr und den Sonnenaufgang über dem Meer bescherte, sowie all die anderen  üblichen Kriterien, söhnten uns damit aus. Darüber hinaus wäre wohl noch zu bemerken, dass man allmählich anfängt überall Leute, die man noch aus anderen Orten kennt, anzutreffen, was uns auch in Dunedin zum Vorteil gereichte, da wir so ein Auto zur Verfügung hatten. Bilder werde ich aleider erst wieder hochladen können, wenn ich wieder Zuhause bin.