Samstag, 26. März 2016

Milford Sound

Ein Blick aus dem Fenster zeigt mit Wasser. Wasser, dass in tausenden Wasserfällen die steilen Klippen der 2km in die Höhe ragenden Bergmassen hinunterstürzt. Wasser, das vom zu fünffacher Größe angeschwollenen Fluss davongetragen wird. Joe meint, er hätte ihn schon höher gesehen. Kaum vorzustellen, aber nach dreiwöchigem ununterbrochenen Regen zwangsweise möglich. Wasser in den in Wirklichkeit gar nicht so tief hängenden Wolken, die sich gegen die Felswände stemmen und sie zu erklimmen suchen. Wasser überall in der Luft in Form von Abertausenden von Regentropfen. Wasser auf der einzigen Straße, die nach Piopiotahi, oder auch Milford Sound, führt; sie ist mal wieder gesperrt. Wasser auf dem Boden auf dem Weg zum Saigon, dem Gemeinschaftshaus, das eine einzige riesige Pfütze bildet. Wieviele Tage ist es wohl her, dass ich trockene Schuhe hatte?
Das Fjordland ist wohl einer der wenigen Orte der Welt, an dem man sich nicht allzusehr über den massenhaften Regen beschwert ( 7m pro Jahr!), hier entfaltet sich erst durch einen ordentlichen Schauer eine ganz besondere Schönheit. Solange genügend Sonnentage übrig bleiben, die ansonsten lebensgefährlichen Tracks der Gegend zu erkunden natürlich. Denn davon gib es hier so einige. Zu meinen Lieblingswegen gehören wohl der Gertrude Saddle und Top of Bowen Falls. Gertrude Saddle führt einen zunächst durch das Tal zweier riesiger, steiler Felswände, und dann steiles Geröll hinauf,  immer entlang eines Wasserlaufes. Dann folgt mit Rinnsalen übersäter Fels und ein unheimlich klarer See, in den man natürlich springen muss. Nach etwa zwei Stunden erreicht man den Sattel und wird mit einem unbeschreiblichen Blick auf ein sich in der Weite verlierendes Tal belohnt. Das Ganze erinnert von der Vegetation her ein wenig an die Hochalpen, den Weg muss man sich selber suchen und selbst mit dem Walk bekannte Menschen müssen ab und zu mal umkehren und sich eine neue Strategie um ans Ziel zu kommen ausdenken. 
Ähnlich verhält es sich mit dem Weg zur Spitze des 163m hohen Lady Elizabeth Bowen Wasserfalls. Ohne jemanden, der schonmal da gewesen ist, kann man nicht hoffen, das Ziel zu erreichen und selbst mit Barton und Flo mussten wir das ein oder andere Mal umkehren. Solch einen Weg bin ich noch nie gelaufen, oder soll ich besser sagen, geklettert? Durch dichtesten Regenwald führt der meistens nur dadurch, dass sich der Wald dort ein wenig lichtet, erkennbare Pfad. Baumwurzeln dienen als Stufen und Brücken, umgestürzte Bäume als Hindernis, ab und zu gilt es eine nahezu senkrechte, nasse, mit Moos bewachsene Steinwand mithilfe eines Seils zu erklimmen und zum krönenden Abschluss folgt ein Balanceakt auf einem schier endlosen, ebenfalls nass und glitschigem Rohr, das nebenbei bemerkt ganz Milford Sound mit Wasser und Strom versorgt. Niemand von uns schaffte es ohne wenigstens einmal zu fallen, die Kunst bestand dann darin, sich möglichst wenig zu verletzen und es irgendwie wieder aus dem Dickicht herauszuschaffen. Dann eine Leiter hinunter ( wer hat die wohl dorthin geschafft?) und man befindet sich am Flussbett. Es folgt ein Felsenmeerartiger Abstieg, bis man letztlich, erschöpft, zerkratzt und mit blauen Flecken, am Viewpoint angelangt. Der Ausblick auf den Milford Sound und den Mitre Peak ist atemberaubend und so sitzt man dort, zur Rechten einen Wasserfall der sich in einem kleinen Becken sammelt, bevor das Wasser dann zur Linken in die Tiefe stürzt, Abermillionen von winzigen Tröpfchen, die um einen tanzen und in den fast schon horizontalen Sonnenstrahlen funkeln und glitzern.
Neben den Walks hier gibt es ansonsten noch ein Gym ( ich hätte nie gedacht, dass ich Spaß daran finden könnte, in einem kleinen Raum mit grauen Geräten zu hantieren, aber der Regen bringt einen zu absonderlichen Dingen) und ein kleines Dorf von etwa 250 jungen Arbeitern der Tourismusbranche, die jede Gelegenheit nutzen, eine Party zu schmeißen, auch unser Hostel trägt ordentlich dazu bei. Auch eine weitere Fahrt auf dem Sound und eine vierstündige Kajaktour bekam ich hier spendiert, beides gleichermaßen beeindruckend, wobei man im Kajak bis auf einen Meter an die Robben rankam und unter einen der riesigen Wasserfall paddelte, während der Cruise natürlich bequemer war.

Freitag, 12. Februar 2016

Und weiter geht die Reise

Es ist früh am Morgen. Ich stehe mit meinen paar Habseligkeiten am Straßenrand und Strecke den Daumen nach oben. Ich nehme an die vollkommene Ruhe Greymouths hat mich am Ende doch geängstigt. Eine Gruppe Motorradfahrer saust vorbei, einige winken. Dann kommt ein Van mit verdunkelten Scheiben. Er hält hinter mir, man kann erkennen, dass er ein Abtrenngitter besitzt. Zwei große, ganz in Schwarz gekleidete Männer mittleren Alters steigen aus." Whereabouts are you to?" Ich beantworte die Frage mit derselben Gegenfrage. Erstmal Zeit gewinnen. Im Nachhinein haben sich Mike und Andrew als echter Glücksgriff erwiesen. Sie und ihre geführte Gruppe von Motorradfahrern konnten mich in mehreren Tagesetappen mit nach Queenstown nehmen. Dabei entpuppten sich die harten Kerle als sehr interessiert und fürsorglich und boten mir ständig Essen an. Ich muss wohl sehr bemitleidenswert ausgesehen haben.
In Queenstown treffe ich dann meinen Reisegefährten, den ich noch aus Taupo, Wellington und Greymouth kenne. Gemeinsam geht es weiter nach Te Anau, wo wir den Kepler Track in Angriff nehmen. Diese 60 km lange Strecke ist normalerweise für 4-5 Tage gedacht. Wir dagegen legten die 2000 Höhenmeter in 2 Tagen zurück, das allermeiste davon sogar am ersten Tag, wobei wir mit Hilfe des Wassertaxis anfangs ein paar Kilometer übersprangen. Der Track war die Erschöpfung am Ende definitiv wert. Besonders die mehrstündige Wanderung auf einem dieser Gebirgskämme, die sich dort überall wie die langen Finger einer ausgestreckten Hand in die Erde krallen, war atemberaubend, wenn auch nicht ganz ungefährlich, denn bei unheimlich starkem Seitenwind, der natürlich dank Rucksack auch viel Auflage fand, wurde das Ganze wortwörtlich zur Gratwanderung, bei der manchmal nur eine Haaresbreite zum Sturz in den Abgrund fehlte. Als dann auch noch unebene,ungleichmäßige, schmale Treppen ohne Geländer vor uns auftauchten, wäre eigentlich der Zeitpunkt gewesen, um sich in einem der Emergency Shelter zu verkriechen, doch nicht mit uns. Am Zeltplatz angelangt, bietet uns der Tanger einen Platz in der seit Wochen ausgebuchten Hütte an, viele scheinen den Weg heute nicht gemacht zu haben. Aber nun haben wir bereits das Zelt aufgebaut und der angekündigte Regen bleibt noch aus, wieso also umbuchen. Der eine Franzose schläft sogar schon. Er sah auch ziemlich feig aus, als er ankam, was auch nicht verwunderlich ist, denn er fastet momentan. Der nächste Tag führt uns relativ gemütlich durch Regenwald und an einem wunderschönen See entlang. Das gute Wetter lässt nichts von dem Unwetter vermuten, daß in der Nacht geherrscht hat. Zum Glück war unser Zelt regendicht.
Nach ein paar Tagen der Regeneration am wunderschönen Lake Te Anau bei bestem Wetter trampten wir zurück nach Queenstown. Das Trampen erwähne ich nur aus dem Grund, weil uns diesmal Chinesen mitnahmen. Obwohl das Land überflutet zu sein scheint mit asiatischen Reisebussen, besonders zu dieser Zeit um die chinesische Jahreswende, kommt man selten in Kontakt mit ihnen, da sie diesen tunlichst vermeiden. Die Familie, die uns mitnahm war hingegen anders, sehr aufgeschlossen und machte durchaus Lust auf eine Chinarundreise. In Queenstown musste ich dann doch mal den vielgelobten Fergburger probieren, wir hatten Glück/eine gute Uhrzeit erwischt und mussten nur 20 Minuten anstehen und Tatsache, er hielt, was er verspricht. Nächste Station war Dunedin, nach europäischen Maßstäben keine besondere Stadt, doch in Neuseeland herrschen ja bekanntlich andere Verhältnisse. So ist sie zumindest am Meer gelegen, hat einen für die eine effektiv nutzbare Schiene hoffnungslos überdimensionierten Bahnhof, die steilste Straße der Welt und den wohl besten Fish and Chips Laden bislang. Außerdem ist es eine Studentenstadt, was den Wert wohl nochmal um einiges steigert, besonders abends. Von tollen Bibliotheken und Parks fange ich gar nicht erst an, denn hier scheint wirklich jeder Ort, der den Namen Stadt auch nur im Ansatz verdient, bestens damit ausgerüstet zu sein. Mit dem Hostel war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Wir konnten es kaum glauben, als uns Google Maps mitsamt Gepäck gefühlte Ewigkeiten die steilen Straßen hochschickte, allein der Weg zum Supermarkt wurde so zur ordentlichen Aufgabe. Doch die Pavlova, die man dort allabendlich bekam und das Fenster unseres Zimmers, das uns den Blick auf das Feuerwerk zum chinesischen Neujahr und den Sonnenaufgang über dem Meer bescherte, sowie all die anderen  üblichen Kriterien, söhnten uns damit aus. Darüber hinaus wäre wohl noch zu bemerken, dass man allmählich anfängt überall Leute, die man noch aus anderen Orten kennt, anzutreffen, was uns auch in Dunedin zum Vorteil gereichte, da wir so ein Auto zur Verfügung hatten. Bilder werde ich aleider erst wieder hochladen können, wenn ich wieder Zuhause bin.

Freitag, 22. Januar 2016

Greymouth

Am 10. Januar um 7 Uhr morgens galt es Abschied nehmen. Ich stieg in den Tranzalpine Railway, der mich durch die landschaftlich so interessanten Alpen direkt aus Christchurch nach Greymouth brachte. Ein Ort zum sich selbst verlieren, Frieden zu finden. Selbst einfachste Dinge vermögen es, mich voll auszufüllen, mich Zuhause, Träume und Wünsche vergessen zu lassen. Die noch von der Sonne warme, frisch duftende weiße Wäsche zusammenlegen während Bens Stimme und Gitarre durch die offenen Fenster vom Balkon hereindringt, die ruhigen Stunden zwischen 11 und 16 Uhr, in denen kein Gast da ist (die meisten bleiben nur für eine Nacht in Greymouth) und ich ungestört Klavier klimpern kann, Gespräche und Diskussionen mit faszinierenden und inspirierenden Persönlichkeiten (darunter auch endlich mal Kiwis, reisende Rentner, ehemalige RAF Symphatisanten, Cara, die namibianische, in einer Cheetah Station arbeitende Farmerin, die trotz ihrer 27 Jahre schon so viel an Lebensweisheit in sich zu tragen scheint u.v.m.), der Sonnenuntergang über dem Meer, vom Balkon aus betrachtet, bei dem natürlich Bens Gitarre wieder nicht fehlen darf( überhaupt diese Stimme, die einen wünschen lässt, bereits Enkel zu haben und ein einfaches Leben irgendwo im Outback zu führen)...
Die Küste hier erinnert mit dem Hafen und der Mole ein wenig an Dänemark, gerade bei Sturm vermag sie überaus stimmungsvoll zu sein, die Berge mit dem Regenwald auf der anderen Seite der Stadt ein wenig an Milford Sound, insbesondere wenn die Wolken tief hängen und dem ganzen diesen zwielichtigen, regenballadartigen Charakter geben. 
Ich sage Stadt, weil es der größte Ort an der Westküste ist, was soviel bedeutet wie: es gibt zwei Cafés und einen Supermarkt.
Hier bleibt neben den täglichen 3 Stunden Arbeit viel Zeit, sodass ich mir bis ein paar der vorherigen Bekanntschaften einladen konnte. Natürlich habe ich auch hier wieder bereits viele neue Leute kennengelernt, einige neue Kartenspiele beigebracht bekommen und viel über Israel, Amerika, Holland und co. erfahren. 

Rundreise-Part 3

Weihnachten ist vorbei und der Bus bringt uns zu den Pancake Rocks, von Wind und Wasser geschaffene Steinformationen, die steil aus dem Meer hervorragen. Doch deutlich beeindruckender fand ich das Blowhole, ebenfalls in Punakaiki. Wenn man hier zur richtigen Zeit den Auslöser drückt, kriegt man theoretisch das Photo eines Regenbogens in der aufspritzenden Gischt dieses Lochs. 



Weiter geht es die wild wild westcoast, meistens von den Einheimischen als wet and windy westcoast bezeichnet. Etwas wildromantischeres habe ich wohl selten gesehen, ich finde dort den perfekten Ort zu "Am Ufer dräunte der Möwenstein, darauf stand ein verrufnes Gemäuer.." 


Nächster Halt ist Greymouth. Wir fünf springen hier vom Bus und verbringen eine Nacht in einem Hostel, das mir so gut gefällt (es gibt sogar ein Klavier!), dass ich mir dort direkt einen Platz für work for accomodation besorge. In Greymouth besorgen wir uns auch " Kostüme" für die anstehende Dress Up Party beim Lake Mahinapua, Motto: Anything but Clothes. Diese setzt dem dortigen Aufenthalt zwischen Meer und See mit äußerst anhänglichem Hund und grandiosem Frühstück( vermutlich nach Backpackermaßstäben) die Krone auf. 







Nächster Halt ist der Franz Josefs Glacier. Dort gibt es neben dem Gletscher auch Hotpools und viele Wanderwege, u. A. ein Pfad durch eine bis zu den Knöcheln mit eiskaltem Wasser gefüllte, stockdunkle ehemalige Goldmiene, an deren Ende einen ein Wasserfall und Glühwürmchen erwarten.






Die nächste Nacht verbringen wir in Wanaka, fast der gesamte Bus ist krank, das viele Reisen fordert wohl seinen Tribut. Doch schon am Morgen darauf sieht das Ganze viel besser aus.
Unsere weitere Reise führt uns vorbei an einigen sogenannten Marble Lakes, die wie Spiegel das Bild Ihrer Umgebung wiedergeben,

und bringt uns langsam aber sicher in die trockenere Gegend um Queenstown,

wo wir das große Glück haben, Silvester feiern zu dürfen. Denn Queenstown ist anscheinend nicht nur Action Capital Neuseelands, sondern auch Place to be an New Years Eve für unsere Jahrgänge, weshalb wir nur dank Kiwi einen Platz zum Schlafen hatten. Es war dann wohl auch eines der denkwürdigsten Silvester die ich bis jetzt erleben durfte, mit Festival und Feuerwerk überm See.
Der nächste Tag war einer jener friedvollen Tage, wie sie einen Charakter wie mich vollkommen auszufüllen vermögen. Neben einer ziemlich halsbrecherischen querfeldein den Berg besteigen Aktion schaffte ich es auch endlich, zwei meiner Bücher zu beenden.




Was danach kam, übertraf jedoch alles bisherige. Von Queenstown aus bringt uns der Bus zum Milford Sound. Solche Natur habe ich noch nie gesehen. Kein Foto der Welt könnte diese zu Tränen rührende Schönheit einfangen. Jeden Moment erwartete ich, eine Archäopterix zwischen den mit Regenwald überwucherten Felsen hinaus auf den Fjord fliegen zu sehen, so ursprünglich und beeindruckend war dieses Scenic Reserve.








Leider, respektive zum Glück ist es den Menschen nicht erlaubt, dort zu bleiben und so ging es wieder zurück nach Queenstown. Wir fahren dort noch Luge, was sehr viel Spaß macht und so können wir uns immerhin nicht nachsagen lassen, die Hochburg des Adrenalins gänzlich an uns vorbeiziehen haben zu lassen. 

Von dort aus führte die Route vorbei an Lake Pukaki


zu Lake Tekapo, dem Ort mit dem klarsten Nachthimmel Neuseelands und wieder muss ich sagen, so etwas habe ich noch nie gesehen. Was für ein Sternenmeer!

Doch auch diesen Ort müssen wir wieder verlassen und landen schlussendlich in Christchurch. Ich hatte vorher viele kritische Stimmen gehört, die diese Stadt als langweilig bezeichneten, doch ich fand es faszinierend, Zerstörung und Aufbau so bildlich vor Augen geführt zu bekommen. Nach dem verheerenden Erdbeben vor 5 Jahren hat sich die Stadt wirklich alle Mühe gegeben, als hipper, farbenfroher Ort wiederaufzuerstehen. Wir genießen dort allerdings hauptsächlich unsere letzte Zeit gemeinsam, denn für die Jungs geht die Weltreise weiter und die Mädels möchten gerne ein wenig arbeiten, um das Geld wieder hereinzubekommen.